Archiv

15. September 2005
Idaho Falls
Idaho, USA
Ruth

Archiv Berichte


  Weiter geht´s in den USA-Staaten Montana und Idaho

Vom nordwestlich in Montana gelegenen Eureka führte uns der Weg in vier Tagen durch das Flathead Valley nach Whitefish, Big Fork und Seeley Lake im Swan River Valley nach Missoula, eine Universitätsstadt und gleichzeitig Haupthandelsstadt des Landwirtschaftsgebietes des südlich gelegenen Bitterroot Valleys. Holger musste sein Velo nach nun schon über 5000 zurückgelegten km gründlich checken lassen, die Kränze und Kette waren stark abgenutzt und mussten ausgewechselt werden.

Wir nutzten unseren Aufenthalt in Missoula für einen Besuch der Adventure Cycling Association. Diese Non-Profit-Organisation setzt sich für die Interessen der Velofahrer ein wie z. B. Velowege, Kartenmaterial, organisiert Touren und führt ein Archiv mit Fotos und Berichten von Tourenfahrern. Wir hatten auch Fototermin, denn sie waren an unserem Vorhaben sehr interessiert. Ein Foto wird im Büro der Organisation an der Wand veröffentlicht. Der Leiter der Organisation ist daran interessiert, die Entwicklung der Ausrüstung der Tourenfahrer über viele Jahre zu verfolgen und mit Fotos zu dokumentieren.



Nach den drei Tagen in Missoula waren wir genug ausgeruht, um unser nächstes Teilziel, die Stadt Idaho Falls im US-Staat Idaho, in Angriff zu nehmen. Horst und ich hatten uns dort mit Bekannten aus Gold Beach (liegt an der Westküste in Oregon) für Mitte September verabredet, denn Pam und Gene wollten uns unbedingt während unserer Reise an einem Ort treffen und Idaho Falls war für sie geeignet, weil sie dort auch Freunde haben. Von Gold Beach bis Idaho Falls sind es mehr als 1000 km.

So fuhren wir von Missoula durch das schöne Bitterroot Valley nach Hamilton. Auf dieser Strasse sahen wir so viel überfahrenes Wild, vorwiegend junge Rehe, wie nie zuvor. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre in diesem Gebiet sehr angebracht. Von Hamilton fuhren wir über den Lost Trail Pass, den ersten 2000er-Pass auf unserer Tour und gleichzeitig Grenze zu Idaho nach Gibbonsville. Auf dem Campingplatz überraschten uns Blue-Grass-Fidlers (Gitarren, Geigen, Bass und Hackbrett ähnliches Seiteninstrument) mit ihren Klängen. Wir genossen die lockere Athmosphäre mit dieser Musik und hatten so den ganzen Abend nette Unterhaltung.

Unsere nächste Station war die Stadt Salmon, welche wir nach langem Radeln durch eine sehr trockene Gegend in einem wunderschönen Flusstal erreichten. Wir kamen gerade zum richtigen Zeitpunkt in Salmon an. In Montana und Idaho herrschten gerade riesige Waldbrände. In Salmon fing es heftig an zu stürmen und innert kürzester Zeit war der Himmel grau überzogen. Die umliegenden Berge waren nicht mehr zu sehen, alles war nur noch grau und die Luft ätzend. Wir beschlossen auf dem Campingplatz zu bleiben und abzuwarten, wie es am nächsten Tag aussieht. Über Nacht stürmte und regnete es heftig. Am nächsten Morgen war der Himmel dann wieder klar und die Luft wenigstens visuell sauber, so dass wir unsere nächste Etappe nach Challis unter die Räder nehmen konnten. In Challis angekommen, entschlossen wir uns, eine Pizza zu geniessen und anschliessend den Saloon aufzusuchen. Die Serviertochter der Pizzeria warnte uns schon vor, dass am Sonntag ein Rodeo stattfinden werde und sich deshalb viele Cowboys in der Stadt aufhielten. Im Saloon werde es “bunt” zu und her gehen. Und so war es auch, der Saloon war voll mit Cowboys und -girls, es spielte eine Band und je später es wurde, um so mehr Alkoholopfer hingen in den Sesseln und an der Bar. Die Nacht in Challis war eisig, wir hatten am nächsten Morgen Frost an unserem Zelt, aber die Sonne lachte schon wieder und wir freuten uns über den klaren blauen Himmel.

Von Challis radelten wir in zwei Tagen weiter nach Mackey und Arco. In Mackey entschlossen wir uns, die Nacht auf dem dortigen Touristenpark zu verbringen, es war alles vorhanden, ein schöner Grasplatz mit Bank und Tisch und daneben WC´s mit sogar heissem Wasser. Am nächsten Morgen um fünf Uhr wurden wir durch ein ungewöhnliches Geräusch geweckt. Wir realisierten, dass wir unser Zelt in der Nähe einer Sprenkleranlage aufgebaut hatten, das Zelt wurde regelmässig geduscht. Es kam deshalb kurz Hektik im Zelt auf. Wir hatten diese Anlage im Hellen nicht gesehen. Horst schlüpfte aus dem warmen Schlafsack, wartete die nächste Dusche ab und kroch aus dem Zelt. Er suchte im Dunkeln den Wasserhahn und fand ihn zum Glück nach einiger Zeit. So konnten wir uns doch noch drei Stunden zur Ruhe legen und die Nacht ausklingen lassen.

Das nächste Tagesziel, Arco, war insofern interessant, als es die erste Stadt auf der Welt ist, die ab 1955 mit Atomstrom versorgt wurde und auch Ausgangspunkt zu den Craters of the Moon ist. Bei den Craters of the Moon übten die Astronauten vor der ersten Mondlandung die Landung und das Gehen auf dem Mond. Wir erlebten hier eine andere “Welt”. Die Tour hat sich trotz starkem Wind, der uns entgegenblies, sehr gelohnt. Die schwarzen Krater und Lavasteine, gelbe Büsche im Sonnenlicht, waren für uns ein einzigartiger Anblick. Wir schlugen hier unser Nachtlager auf, bevor wir wieder nach Arco, dieses Mal aber mit heftigem Rückenwind, zurück rasten. Am 14. September erreichten wir schliesslich unser Fernziel, welches wir uns von Missoula gesetzt hatten, nämlich Idaho Falls, bis dorthin hatten wir schon wieder ca. 700 km zurückgelegt. In Idaho Falls holte uns Gene vom Campingplatz ab und fuhr uns zum Haus seiner Freunde Dan und Judy. Diese luden uns für die nächsten 3 Tage zu sich nach Hause ein und verwöhnten uns mit kulinarischen Leckerbissen.

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