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8. August 2005
Watson Lake
Yukon, Kanada
Horst

Archiv Berichte


  Der Yukon hat uns wieder

Nach unserem vierwöchigen Zwangsaufenthalt in Yellowknife, weitab von unserer geplanten Route, nahmen wir den Bus nach Whitehorse. Die Velos hatten wir vorher für den Transport in Boxen verpackt, Vorderrad demontiert, Lenker, Pedale und Sattel mit Stütze auch weg, alles mit Luftblasenfolie und Klebeband am Rahmen fixiert. Wenn man sieht, wie die Pakete und Boxen bei den Transportdiensten in aller Welt behandelt werden, kommen einem fast die Tränen. Wer glaubt, Waren mit Fragile-Klebern werden vorsichtig behandelt, der irrt sich gewaltig. Wir werden das Gefühl nicht los, dass diese Waren extra unsanft behandelt.

Der zweite Teil des Bustransfers auf dem südlichen Alaska-Highways bis Whitehorse war landschaftlich traumhaft schön. Einmal mussten wir eine Weile warten, weil eine wilde Büffelherde die Strasse belagerte. Nur nach mehrmaligem Hupen des Busfahrers bequemten sich die Wegelagerer, uns durchzulassen. Wer hier mit dem Velo durch will, ist gut beraten, sich im Windschatten eines grossen Vehikels durchzumogeln. Durchmogeln muss man sich vor allem sehr vorsichtig, wenn sich die "ach so putzigen Bärchen" im Strassengraben tummeln.

Es war für mich noch zu früh, erste Velofahrversuche zu unternehmen. Deshalb mieteten wir uns in Whitehorse ein Auto für eine Woche und fuhren einen Teil unserer ursprünglich geplanten Veloroute in die entgegengesetzte Richtung nach Dawson City, der berühmten Goldgräberstadt. Heute leben dort ca. 1800 Leute vom Tourismus. Weiter gings von Dawson auf dem "Top of the World Highway" nach Alaska. Die Grenzformalitäten für die Einreise in die USA waren zu unserem Erstaunen problemlos einfach in 5 Minuten abgewickelt. Ein schöner Karibu-Stempel ziert nun unsere Reisepässe. Der Highway war übrigens nicht so top. Über hunderte von Kilometern sind die Wälder abgebrannt, auf einer sicher grösseren Fläche als die der gesamten Schweiz! Irgendwo musste wieder ein Brand entfacht sein, denn lange Zeit roch es nach Rauch, blaugrauer Dunst verhinderte die Weitsicht.

Als wir auf den Alaska-Highway stiessen, fuhren wir diesen südöstlich, zurück über die Grenze nach Kanada. Die Landschaft wechselte von verkohltem Braungrauschwarz zu saftigem Grün in allen Nuancen. Nach Haines Junction ging es weiter auf der Haines Road nach Haines, wieder in Alaska. Unterwegs beobachteten wir einen Grizzly aus nächster Nähe, aber vom Auto aus. Er kreuzte die Strasse ca. 10 Meter vor uns. Das war nah genug...

In Haines, wo sich im Winter Tausende von Weisskopfseeadler versammeln, nahmen wir die Fähre nach Skagway, den einstigen Ausgangspunkt zu den Goldfeldern im Klondike, ein für uns abschrenkender Touristenort sondergleichen. Skagway ist heute der nördlichste Hafen, wo die riesigen Kreuzfahrtschiffe der Inside Passage-Route von Vancouver nach Alaska anlegen. Die touristische Masse füllt tagsüber die Souvenirshops und Restaurationsbetriebe. Eisenbahn-Fans können hier die traumhaft schöne Strecke über den White Pass befahren. Von traumhaft schön auf dem südlichen Klondike Highway hatten wir leider nichts, denn wir fuhren mit dem Auto im dichten Nebel. Auf der letzten Strecke zurück nach Whitehorse durften wir als Höhepunkt der Tagesetappe zwei junge Adler im Nest auf einer Baumkrone bei ihren Flügelschwingübungen beobachten.