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4. April
San Cristóbal de las Casas
Chiapas, México
Horst

Archiv Berichte
  Oaxaca

Oaxaca hatte uns gut gefallen, aber plötzlich kam das Verlangen, weiterzuziehen. Nach einem Halbtagesausflug mit dem Rad zum nahen Monte Albán mit seinen Ruinen der Zapotec-Kultur, nahmen wir tags darauf die Strecke an den Pazifik nach Puerto Angel unter die Räder. Wie schon die 3 Tage vor Oaxaca waren auch die 3 Tage Richtung Küste landschaftlich abwechslungsreich. Wir hatten am 2. Tag die Sierra Madre del Sur zu überqueren. Die ersten 30 km ging es nur hinauf in die grünen Berge. Die Aussichten auf die verschiedenen kleinen Dörfer an den Hängen waren sehr eindrücklich. Die Transportmittel dort sind heute hauptsächlich immer noch die Esel. Und noch lange nicht alle Dörfer sind mit Wasserleitungen versorgt, so muss vorwiegend mit den Eseln das Wasser von zentraler Stelle hergeschleppt werden. Das konnten wir eines Tages frühmorgens beobachten. Sogar ein Mann mit einem Balken über den Schultern und je einem grossen Eimer Wasser rechts und links daranhängend quälte sich einen steilen Weg hinauf. Wir bemerkten dort oben in der Sierra bereits die Nähe zum Pazifik. Die Pflanzenwelt änderte rasant. Auf der ersten längeren Abfahrt fuhren wir durch Dörfer, in welchen Bananenbäume wachsen. Vogelstimmen waren vermehrt zu hören, in den immer höher werdenden Bäumen. Am 3. Tag kurvten wir die erste Etappenhälfte weiter durch subtropische Wälder hinab Richtung Meer, aber so steil, dass mir schnell klar wurde, dass es sicher noch ein paar Gegensteigungen benötigt bis Puerto Angel. So kam es dann auch, es wurde immer heisser und schwüler, das trockene temperierte Hochlandklima hatten wir vorläufig hinter uns. In Puerto Angel, einem ehemaligen Fischerdorf, welches jetzt grösstenteils vom einfachen Tourismus lebt, akklimatisierten wir uns 2 Tage lang. Das Baden im Meer war leider sehr gefährlich wegen der starken Strömung. Dafür genossen wir bei ein paar kühlen Getränken im Schatten die vorbeifliegenden Pelikane. Zu Gesicht bekamen wir bei unserer Unterkunft 2 Iguanas, welche auf den Dachziegeln auf Beute warteten. Abends versuchten kleine Geckos in den Lampenschirmen Insekten zu schnappen. Es war lustig, ihnen bei der Jagd zuzuschauen. Nebenbei krabbelten abends hier und da schwarze Skorpione um unsere Füsse herum.

Von Puerto Angel ging unsere Reise an der Küste weiter bis Salina Cruz. Die Küste konnten wir allerdings selten sehen, und wenn, dann in weiter Entfernung. Drei Tage brauchten wir für das ständige Auf und Ab zwischen trockenen Büschen und Bäumen. Wegen der Temperaturen bis 37 Grad am frühen Nachmittag, starteten wir jeweils vor 7 Uhr früh. Erstmals empfanden wir die Radeltage als mühsam und der zunehmende böige Wind machte uns arg zu schaffen. Kurz vor Salina Cruz musste ich zweimal stark abbremsen, um nicht von der Strasse gefegt zu werden. Die Abfahrt in die Hafenstadt war äussert gefährlich. Ein paar Mal mussten wir anhalten, nur im Schritttempo ging es jeweils weiter. Sand prasselte auf unsere Haut, was sich wie Nadelstiche anfühlte. Endlich im Zentrum angekommen, fuhr ein Wagen langsam neben uns und der Fahrer fragte uns das übliche Woher und Wohin, auf deutsch. Es war Rolf, ein Schweizer, der in Salina Cruz lebt, schreibt und versucht, touristisch etwas in dieser unattraktiven Stadt zu bewegen. Viel Glück wünschen wir ihm. Seine Website: www.bamba.ch. Nachdem wir während des Kaffeetrinkens von Rolf einige wichtige Infos erhielten, entschieden wir uns für die Weiterreise bis San Cristóbal de las Casas im Staat Chiapas den Bus zu nehmen. Denn die Windgeschwindigkeiten im Isthmus betragen oft bis 180 Stundenkilometer. Wir erlebten sicher welche um die 100. Im Isthmus treffen die Klimazonen des Pazifiks und der Karibik aufeinander und bewirken diese ständigen starken Winde. Unser Entscheid, mit dem Bus weiterzuziehen, war auf alle Fälle sehr gut. Im Bus sitzend, konnten wir die schräg wehenden Palmenblätter beobachten. Dann plötzlich sahen wir vor uns einen jungen Tourenradler, der mit nacktem Oberkörper den orkanartigen Verhältnissen trotzte... In Tuxtla Gutiérez wechselten wir den Bus, um nach San Cristóbal weiterzufahren. Bei jeder Busfahrt schmerzte es, wenn ich an unsere Räder dachte. Sie lagen aufeinander, mit einzelnen Taschen obendrauf. Die Räder hatte ich zwar zusammen mit dem Gepäckmann verladen, aber man kann nicht alle Handgriffe kontrollieren und so wird hier und dort gezerrt, geschoben und gedrückt was das Zeug hält oder eben nicht. Wenigstens hatte ich die Lenker gelockert und Fahrräder mit Spanngummis fest zusammengespannt, damit sie nicht aneinander scheuerten. Trotz Geholpere über schlechte Strassen und zu schnelles Fahren über die Bodenschwellen für die Temporeduzierung hatten unsere Räder keinen Schaden genommen. Bei jedem Busstop mit Passagierwechsel hatte ich kurz gecheckt, ob alle Taschen noch im Gepäckteil waren. Als ich einmal ausstieg, lagen 2 Taschen draussen auf der Strasse. Die waren beim Öffnen der Tür herausgefallen. Hätte sie jemand anderes wieder hineingetan? Die Busfahrer kümmern sich hier nicht um das Gepäck, diese schmutzige Arbeit wird von anderen Männern erledigt, die sich so etwas Geld verdienen.

Von Tuxtla ging es wieder in die Berge nach San Cristóbal.