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30. Dezember
Creel
Chihuahua, Mexico
Ruth

Archiv Berichte
  Von Silver City in New Mexico nach Cuauhtémoc in Chihuahua

Am 15. Dezember verliessen wir Silver City. Wir tauchten mit unseren bei Wal Mart gekauften Nikolausmützen im Office auf und alle lachten. Im Office des RV-Parks herrschte ein wenig Trauerstimmung. Die Officedame Gloria sagte uns, dass uns alle sehr gern gehabt hätten und sie uns vermissen werden. Es gab noch einmal frischen Kaffee und sogar frische Donuts. Mit unseren Nikolausmützen fuhren wir noch durch das Stadtzentrum, riefen ho ho ho und brachten einige Leute zum Lachen. Unerwartet spät verliessen wir schliesslich die Stadt. Wir wollten noch die Stadt Deming erreichen, die ca. 90 km entfernt ist. Die Strecke verlief erst hügelig, dann kam eine lange Gerade und führte vorbei an vielen Yukkas und Chilifeldern. Wir schafften es gerade noch vor Dunkelheit, die Stadt zu erreichen. Das Tourist-Office schloss eine Viertelstunde vorher, so ein Pech. Im Polizeiposten, wo wir uns nach einer Campingmöglichkeit erkundigen wollten, war kein Mensch zu sehen. Wir fuhren zum Wal Mart und wärmten uns erst einmal auf. Ein Soldat, der vor Weihnachten für ein Kinderprojekt an einem Stand Geld sammelte, bot uns an, zu unseren Rädern zu schauen, während wir uns im Wal Mart aufwärmten. Wir fragten ihn nach dem nächsten RV-Park oder Hotel. Nach langem Hin und Her mit Hotel und RV-Park suchen fanden wir schliesslich einen geeigneten Platz auf einem RV-Park.

Der nächste Tag war insofern besonders, denn es war unser letzter Tag in den USA, die Distanz zur mexikanischen Grenze betrug nur noch ungefähr 60 km. Auf dem Highway 11 Richtung Columbus, dem letzten Ort in den USA, fiel uns sofort die hohe Präsenz von Border Controll Fahrzeugen auf. Die Landschaft veränderte sich auch, überall sahen wir Kakteen und grüne kleine Büsche. Unterwegs passierten wir einen Militär Checkpoint, bei welchem US-Beamte die Fahrzeuge mit Hunden nach Drogen und anderer Schmuggelware untersuchen. In Columbus hatten wir das Gefühl, schon in Mexiko zu sein, alle Leute sprachen spanisch. Im Pancho Villa Campground, einem wunderschön angelegten Platz mit vielen verschiedenen Kakteen, fragten wir den Platzwart, ob wir unter dem Gruppen-Shelter wegen der Kälte unsere Zelte aufbauen dürften. Er musste erst den Ranger fragen und der willigte unter der Voraussetzung ein, dass wir dafür $ 24 bezahlen müssten. Das fanden wir zwar im Moment etwas überrissen, entschlossen uns aber trotzdem für diese Variante, denn wir waren windgeschützt und es war für uns wesentlich wärmer an diesem Ort. In der Nacht hörten wir Coyoten heulen.

Am 17. Dezember brachen wir auf Richtung Mexiko. Die Grenze war nur noch gerade 5 km entfernt. Dort wollten die Beamten weder einen Pass noch eine Touristenkarte sehen. Wir wussten aber, dass wir diese Karte brauchen, damit wir später bei der Einreise nach Guatemala keine Probleme haben werden. So begaben wir uns zum Büro für Emigration und erhielten problemlos eine Touristenkarte mit einer Gültigkeitsdauer von 180 Tagen. Dann passierten wir die Grenze. In der Grenzstadt Palomas herrschte reges Treiben, wir wurden von allen Seiten angesprochen und realisierten, oh je, jetzt wird Spanisch gesprochen. Und es war gleich wie in einer anderen Welt. Staubstrassen, Musikklänge von allen Seiten, Bettler, wir realisierten, dass wir im Blickfeld der Leute stehen. Die Strecke nach Ascencion, unserem ersten Ziel in Mexiko, führte durch kahle Wüstenlandschaft mit dornigen Sträuchern. Wir fuhren lange gerade Strecken und hatten mit Gegenwind zu kämpfen. Unterwegs stellte Holger fest, dass uns an der Grenze die US-Behörden die Visas nicht aus unseren Pässen genommen hatten. Somit hatten wir keinen Beweis, wann wir die USA verlassen haben. Wir überlegten erst, wie wir das noch nachholen konnten. In Ascencion suchten wir uns ein Hotelzimmer und versuchten, uns mit unseren dürftigen Spanischkenntnissen zu verständen. Die Receptionistin sprach kein Englisch. Es klappte mit dem Zimmer, wie auch immer. Am Abend entschlossen wir uns, am nächsten Tag per Bus an die Grenze nach Palomas zurück zu fahren, um die Sache mit den Visas zu regeln. Eine mexikanische Familie, die in den USA lebt, fuhr zu unserem Glück sowieso in diese Richtung und bot uns an, uns bis zur Grenze mitzunehmen. In nicht einmal fünf Minuten war die Sache mit den US-Behörden geregelt, sie schienen aber kein Grosses Interesse an unseren Visas zu haben. Auf unser Drängen hin, nahmen sie die Zettel schliesslich aus unseren Pässen und der eine Beamte sagte, er gehe sie jetzt abstempeln. Eine Stunde später sassen wir bereits wieder im Bus zurück nach Ascencion, mussten aber in Los Trios umsteigen und bis der Anschlussbus schliesslich kam, vergingen beinahe 2 Stunden. An solche Situationen müssen wir uns noch gewöhnen, manana ist angesagt. In Ascencion gingen wir das erste Mal in ein mexikanisches Restaurant. Zunächst mussten wir einmal die Speisekarte übersetzen. Doch nach dem Essen waren wir nicht wirklich satt, die Portionen fielen nämlich nicht gerade üppig aus, vor allem gibt es in der mexikanischen Küche nicht viel Kohlehydrate. Als wir vom Restaurant zum Hotel zurückliefen, begrüsste uns der Bürgermeister mit Mikrofon. Er war gerade dabei, an einem Anlass für Kinder Spielsachen zu sammeln um diese an Weihnachten den armen Familien zu überbringen. Er sagte uns, dass er sich freue, uns in Ascencion zu begrüssen, klärte uns über das Projekt auf und fragte uns, was wir davon hielten. Dann wurden wir verabschiedet und die Leute winkten uns zu. Uns fiel das hohe Verkehrsaufkommen in der Stadt auf. Schliesslich merkten wir, dass es immer die gleichen Autos sind, die einfach die Strasse auf und abfahren, das typische mexikanische Flanieren.

Von Ascencion fuhren wir über Janos nach Nueves Casas Grandes, über 100 km, entlang der Sierra Madre Occidental. Auf der Strasse mussten wir nun viel mehr aufpassen, hatten ein paar Engel, denn Busse überholten uns viel zu knapp und ein Lastwagen kam uns auf der entgegenkommenden Spur entgegen, so dass wir von der Strasse flüchten mussten. Aber die meisten Mexikaner winken und hupen uns zu. Auch an diesem Tag passierten wir wieder eine Militär-Kontrolle, wurden aber nicht kontrolliert. Wir machten gerade beim Posten Pause, als ein Beamter jedem von uns ein Pepsi brachte. Auch in Nueves Casas Grandes haben wir wieder in einem Hotel übernachtet und draussen vor dem Zimmer auf unserem Kocher gekocht.

Von Nueves Casas Grandes fuhren wir zum 5 km entfernten alten Casas Grandes und besichtigten das Museum mit dem Paquimé - gut erhaltene alte Steinstrukturen einer Stadt aus dem 13. Jahrhundert, welche ein Handelszentrum war. Unsere nächsten Ziele hiessen Buenaventura, Gomez Farias, Bachiniva, Cuauhtémoc.

Ab Buenaventura auf ca. 1500 m fing es gleich mit einer stetigen leichten Steigung an und schliesslich waren es unerwartete 1000 Höhenmeter, die wir geklettert sind über die Sierra Catharina, wir wurden aber mit einer schönen Aussicht belohnt. Im einfachen Hotel Victoria von Gomez Faria quartierten wir uns ein. Ein Holzofen im Gang gleich neben der Zimmereingangstür, auf dem wir unser Kaffeewasser kochten, sorgte für Wärme, im Zimmer selber gab es keinen Heizofen, wie dies vielen anderen Häusern auch der Fall ist, sie sind im Winter eiskalt. Damit wir warm genug hatten, schliefen wir mit unseren Schlafsäcken im Bett.

In Cuauhtémoc und in der Umgebung, in den sogenannten Campos, leben viele konservative Mennoniten, welche vor ca. 80 Jahren hier eingewandert sind und die hiesige Landwirtschaft beherrschen. Gemäss ihren eigenen Informationen hatte die Geschichte der Mennoniten in Zürich zur Zeit Zwinglis ihren Ursprung.

Die Weihnachtstage verbrachten wir in Cuauhtémoc. Tagsüber war viel los in der Stadt. Sogar am Heilig Abend waren die Geschäfte bis 21 Uhr geöffnet, nur die Restaurants nicht. Mit Essen gehen am Abend war also nichts, am Heilig Abend hatten wir das Glück, dass wir in einem Supermarkt kurz vor Ladenschluss noch ein paar Esswaren einkaufen konnten und diese dann im Hotelzimmer bei Kerzenlicht verspiesen. Das Gleiche geschah am 25. Dezember, die Restaurants waren nur tagsüber geöffnet, am Abend war alles zu. Schliesslich holten wir uns im Pizza Hut Pizzas und im Liquor Store eine Flasche Wein und ein paar Bierdosen, das war das Weihnachtsmenü ... Am 26. Dezember unternahmen wir per Bus einen Tagesausflug zu der ziemlich heruntergekommenen Minen- und Viehwirtschaftsstadt Chihuahua, Hauptstadt des gleichnamigen Staates.