Archiv

30. April
Granada
Nicaragua
Ruth

Archiv Berichte
  El Salvador

Der Grenzübergang nach El Salvador, dem Land der vielen Vulkane, verlief einfach. Formular ausfüllen, Stempel in den Pass und weiter gings. Auch an diesem Tag waren wir wieder schnell unterwegs und fuhren bis Acajutla. Der Ort liegt direkt am Meer. Zum Baden war es nicht einladend, denn die Abwässer des Ortes werden direkt ins Meer geleitet. Auf einer Restaurantterrasse mit Blick aufs Meer genossen wir den für uns ersten Sonnenuntergang in El Salvador. Glück hatten wir mit der Unterkunft. Nebenan waren 2 von 4 Zimmern frei, welche Gregg und wir belegten. Wir zogen es aber vor, uns nicht zu genau in den einzelnen Ecken umzusehen. Auch in Acajutla sollte man sich nachts nicht mehr draussen aufhalten. Die Häuser, Läden und anderen wichtigen Gebäude sind mit Gitterfenstern und Türen gesichert. Will man etwas einkaufen, muss man durch die Gittertür die Ware verlangen, und sie wird einem durchgereicht. Es fiel uns auch auf, dass der Hotelbesitzer alle Stühle und Tische aus dem Hof über Nacht in einem Raum einsperrte.

Von Acajutla gab es zwei Routen, die wir nehmen konnten. Entgegen der Empfehlung des Hotelbesitzers entschlossen wir uns für die weniger befahrene Küstenroute, denn San Salvador wollten wir uns ersparen. Einige Radfahrer, die die Küstenroute fuhren und mit denen wir per E-mail in Kontakt waren, hatten keine Probleme auf dieser Strecke.

Wir fuhren weiter nach El Sunzal. Die Strasse war hügelig, aber in einem tadellosen Zustand. Verkehr herrschte extrem wenig, was uns sehr überraschte. An diesem Tag rannte uns ein Mann auf unserer Strassenseite entgegen mit einem Machettenmesser in der Hand. Wir fuhren sofort alle auf die andere Seite der Strasse. Als er kurz vor uns war, wechselte er auch auf unsere Seite. In diesem Moment überkam uns alle ein ungutes Gefühl, wir wichen instinktiv aus, so dass wir nicht in seiner Reichweite waren. Er rief uns etwas zu, was wir aber nicht verstanden, wir steigerten das Tempo und rasten an ihm vorbei.

El Sunzal liegt am Meer. Wir entschlossen uns, dort einen Tag Pause einzulegen. Am nächsten Morgen teilten wir den Strand mit ein paar Schweinen, die herumflanierten und schnüffelten. Nach dem Frühstück fragte uns der Hotelbesitzer, ob wir Interesse an einer Tour ins Landesinnere hätten, wir würden einen Vulkan und einen Kratersee besichtigen, gleichzeitig hätten wir die Gelegenheit, eine Kaffefabrik von innen zu betrachten. Das tönte gut und wir stimmten zu. Da wir planten, auf direktem Weg Richtung Honduras zu fahren, kam dieses Angebot gerade richtig, denn so konnten wir auch noch einen Teil des Inlands von El Salvador kennenlernen.

Der Hotelbesitzer erzählte uns, dass sie ihn als 14-jähriger Junge ins Militär einziehen wollten. Er hatte das Glück, dass sich seine Mutter zu dieser Zeit in den USA aufhielt und ihn hinüberholte. Ein grosser Teil der jungen Männer kamen im Krieg ums Leben. Er ist zurückgekehrt und versucht, in seinem Land etwas aufzubauen, was aber sehr schwierig ist. Viele Touristen trauen sich nicht, nach El Salvador zu reisen. Die Gräueltaten während des Zivilkrieges sind immer noch zu präsent. Uns wurde auch gesagt, dass sehr viele El Salvadorianer Waffen besitzen und auch nicht zögern, diese einzusetzen. Die Lebenssituation ist sehr schwierig, die Leute haben kein Geld um etwas aufzubauen. Auch in diesem Land sind viele Familien darauf angewiesen, dass ein Mitglied in den USA Geld verdient und damit die ganze Familie unterhält.

Mit einem Kleinbus fuhr uns der Hotelbesitzer zum Aussichtspunkt Mirador, von welchem aus wir einen tollen Blick aufs Meer geniessen konnten. Doch dieser Ort ist für die El Salvadorianer eine traurige Stätte. Im Zivilkrieg wurden dort Tausende von Leuten zum Teil lebend über die Felsen ins Meer geworfen. Wir fuhren weiter zur Kaffeefabrik und erhielten Einblick in die Verarbeitung des Kaffees. Es war nicht zu übersehen, dass Starbucks der grösste Abnehmer der Kaffeebohnen in dieser Fabrik ist. Die Säcke und Container waren u.a. angeschrieben mit "Starbucks Hamburg". Uns wurde erklärt, dass Starbucks sogar seine eigenen Leute aus den USA zur Qualitätssicherung in die Fabrik schickt. Sehr beeindruckend war zu beobachten, wie ca. 60 einheimische Frauen an einem Fliessband die guten von den schlechten Bohnen aussortierten. 7 Tage à je 8 Std. sortieren sie und erhalten für 14 Tage einen Lohn von nur gerade US$ 72. In einem Restaurant mit Blick auf einen Kratersee assen wir einen Lunch. Der Vulkan war leider in Wolken eingehüllt und hat sich den ganzen Tag nicht gezeigt.

Mehr Infos zu Kaffee aus El Salvador
(in englisch)

Von El Sunzal wollten wir am nächsten Tag Zacatecoluca erreichen. Das schafften wir dank flacher Strecke. Über 40 Grad zeigte das Thermometer auf Horsts Computer an, als wir dort ankamen. Am Stadtrand kauften wir im Supermarkt genügend Lebensmittel ein, damit wir bis am nächsten Morgen das Hotelzimmer nicht mehr verlassen mussten. Einerseits bietet die Stadt gemäss unserem Reiseführer nicht viel Interessantes, andererseits war es einfach zu heiss, um nach der Mittagszeit herum zu bummeln. Wir verzogen uns im erstbesten Hotel und zeigten uns nicht mehr auf der Strasse. Am Nachmittag fiel im Ort für ca. eine Std. der Strom aus. Wir schmolzen beinahe in unserem Zimmer, es war dermassen heiss.

Von Zacatecoluca starteten wir frühmorgens und verliessen die Stadt auf direktestem Weg Richtung San Miguel. Es war wieder eine flache Strecke durch sehr trockenes Gebiet und so erreichten wir San Miguel um die Mittagszeit. Auch dort kauften wir ein, verzogen uns ins nächstbeste Hotel. Wieder wegen der Hitze zogen wir es vor, im klimatisierten Zimmer zu bleiben. Unsere Milchprodukte kühlten wir mit der Klimaanlage.

Die letzte Etappe in El Salvador führte nach El Amatillo, zum Grenzort Honduras. An der Grenze herrschte Hektik. Geldwechsler belagerten uns wieder, von allen Seiten kamen Leute auf uns zu und wollten uns beim Ausfüllen der Papiere behilflich sein. Ein Junge machte sich an Horsts Taschen zu schaffen. Horst musste ihn etwas unsanft wegschieben. Wir sahen zu, dass wir möglichst schnell von dieser Stelle verschwanden. Da wir nicht wussten, wo es in erreichbarer Distanz an diesem Tag noch eine Unterkunft gab, entschlossen wir uns, die Nacht im Grenzort zu verbringen. Gregg fragte bei einem schon von aussen schäbig aussehenden Hospedaje nach einer Unterkunft und besichtigte diese. Seinem Blick, als er wieder herauskam, entnahmen wir, wie es drinnen aussah und so fuhren wir zum einzigen Hotel, das es in diesem Ort überhaupt gab. Das Zimmer war sehr klein, was uns aber nicht hinderte, alle unsere Räder und Taschen in diesen Raum zu stopfen, denn irgendwo in einem anderen Raum unser Gepäck zu deponieren, war uns zu riskant. Es war die wirklich absolut schäbigste Absteige, die wir auf dieser Reise überhaupt hatten. Dank unseres Humors nahmen wir die Situation gelassen, wir hatten es ja gut zusammen. Mit diskutieren, essen und ein paar Bierchen verstrich die Zeit schnell.

In El Salvador sind einige Hilfsprojekte vorwiegend von der EU, Deutschland und den USA im Gange. Dies sahen wir aufgrund riesiger Tafeln an den Ortseingängen, auf welchen die Projekte beschrieben standen.

Infos zum Verhältnis der EU mit El Salvador (in englisch)

Für uns Radler wichtig: Es war das Land mit den meisten Glasscherben an den Strassenrändern. Unsere Pneus wurden auf die Probe gestellt. Es fiel uns aber auch auf, dass es viel weniger Abfälle an den Strassenrändern hat als in den Ländern Guatemala und Mexiko.

Schliesslich möchten wir betonen, dass alle El Salvadorianer, mit welchen wir in den wenigen Tagen in Kontakt kamen, sehr freundlich waren.